Aktuelles aus dem Pfarrleben

Mathesbauer-Kapelle


2020

Standort: Die Kapelle befindet sich  zentral im Ort Friesach. Der Ort gehört zur Pfarre Gratkorn, die Gemeindegrenze zu Peggau geht durch den Ort. Daher befindet sich diese Kapelle bereits in Peggau. Vor der Kapelle steht eine riesige Linde.

Beschreibung: Die Kapelle wird auch Friesach-Kapelle oder Dorfkapelle Friesach genannt. Eine Vorgängerkapelle, die beim Dorfbrand 1865 abgebrannt ist, stand ca. 20 – 30 m unterhalb dieser Kapelle. Im franziszeiischen Kataster ist diese leider nicht eingezeichnet.

Die jetzige Kapelle ist als Dorfkapelle eine Kirche im Kleinformat.
Der Kirchturm hat sogar eine Kirchturmuhr. Der Turm war ursprünglich ein Zwiebelturm (siehe auch Foto unten von 1905).  Wann der Spitzturm gemacht wurde, ist nicht bekannt. An der Turmspitze des mit Metall gedeckten Turmdaches ist ein Doppelbalkenkreuz mit einer Kugel darunter. Der Turm, der zwei Glocken beinhaltet, hat Rundbogenfenster nach drei Seiten, zur Rückseite hin allerdings ein Spitzbogenfenster. Das Läuten der Glocken wird seit 1986 elektronisch gesteuert und ermöglicht auch automatisiertes tägliches Läuten (jeweils Vater unser und Angelus-Gebet um 6, 12 und 19 Uhr). Die Turmuhr (seit 1986 mit Batterie betrieben) ist unter dem Fenster auf der Vorderseite.
Die Kapelle ist mit Ziegel gedeckt und hat auf jeder Seite ein Fenster im neugotischem Stil. An der Apsis findet sich eine kleine kreisrunde verglaste Öffnung. Unter dem Giebel sind die Jahreszahlen “1866-1984” aufgemalt, das Jahr der Errichtung und einer Renovierung (bei P. C. Brandtner war die zweite Zahl 1958). Das Portal mit Rundbogen ist mit einem genauso gebogenen Blechvordach, mit Kreuz in der Mitte, und den Zahlen 18 links und 93 rechts (auch aus Metall und im gleichen Rot gestrichen), geschützt. Am Mauerwerk des Bogens steht die Bitte “Heilige Maria bitt’ für uns“.  Das Holztor ist im Bogen als aufgehende Sonne verglast. Die Doppelflügeltüre hat vor den Sichtfenstern senkrechte Holzstreben.
Der Innenraum – ein Tonnengewölbe – bietet mehreren Menschen mit 14 Sitzplätzen (Sessel) und einem frei stehenden Tisch Platz. Dieser Tisch wurde bei der Renovierung 1984 als “Volksaltar” eingerichtet. Er ist bewusst nicht mit dem Boden verankert, da bei vielen Anlässen so viele Menschen zur Kapelle kommen, dass der Gottesdienst oder die Andacht vor der Kapelle gefeiert wird und dieser Altartisch dann hinaus getragen wird.
Der fix verbaute alte Altartisch geht über die ganze Breite. Er ist hohl, hat in der Mitte der gemauerten Vorderseite ein Holzkreuz und die Tischplatte ist aus Holz. Zentral auf dem Altar mit hohem Sockel steht eine Marienstatue (Gips) in blauem Gewand mit gesenktem Blick und mit Jesus, den sie präsentiert. Jesus in weißem Gewand breitet segnend die Hände aus und am Gewand ist ein offenes Herz. Zu Füßen der Statue am Sockel sind noch zwei kleine Engel; darüber an der Deckenkante ein Bild von Maria und Jesus. Hier sitzt Maria auf einer Wolke und hält Jesus im Schoß. Sie blickt auf Jesus, der hingegen auf den Betrachter blickt.  Auch hier schweben zwei Engel (eigentlich nur die Köpfe und Flügel) um den Kopf von Maria. Links auf einem Podest an der Wand steht die Figur des Heiligen Florian und gegenüber der Heilige Leonhard. Auf niedrigeren am Altartisch stehenden Sockeln steht links der Heilige Josef mit dem Jesuskind am Arm und auf der rechten Antonius, auch mit dem Jesuskind am Arm. Zentral in der Mitte davor ist ein Kruzifix aus dunklem Holz und hellem rötlichen Korpus.
Im Kirchenraum rechts ist ein kunstvolles Bild der Heiligen Familie und links erinnert die Brautkrone an das große Fährunglück von 1875, mit dem Text darunter: “Zur Erinnerung an meine Tochter, Juliana Huber im 16. Lebensjahre, welche bei der Uiberfuhr in St. Stefan am 18. Juni 1875 den Tod in der Mur fand. Gott sege ihre Asche. gew.v.d.tr.Welt.
Auch ein Holzmarterl außerhalb der Kapelle, links neben der Tür, erinnert mit einer Texttafel aus getriebenem Kupfer an ein Unglück: “Am 31.8.1978 stürzten von der Felswand des Kugelsteines Bernhard Zangerl 20 Jahre – Landeck, Christine Baumgartner 10 Jahre – Friesach, Herr nimm sie in dein Reich auf.” Die Tafel wurde von den Tiroler Eltern des verunglückten Mannes gestiftet.
Zur Kapelle gehört seit 1954 auch eine Weihnachtskrippe, die als Dank für die überstandene Krankheit eines Freundes vom Besitzer geschaffen wurde und in der Weihnachtszeit aufgestellt wird.

Die Kapelle spielt im Dorfleben eine wichtige Rolle. Zum Feiertag Maria Himmelfahrt am 15.8. gibt es jedes Jahr einen Festgottesdienst und alle zwei Jahre danach das Dorffest. Prozessionen gibt es heute nicht mehr und Aufbahrungen sind heute nicht mehr erlaubt, aber Osterspeisensegnung, Feldersegnung und, da die Kapelle Maria geweiht ist, natürlich Maiandachten finden hier statt.

Die mächtige Linde vor der Kapelle ist so alt wie diese. Ihr Wurzelwerk gefährdet immer wieder die Kapelle und hat daher auch die Renovierung mit Eingriffen ins Wurzelwerk von 1984 notwendig gemacht. Auch der Baum hat den Eingriff gut überstanden. Dennoch ist die Gefahr nicht dauerhaft gebannt.

Errichtung: Vorgänger Kapelle ?, 1866

Heutiger Besitzer: Fam. Baumgartner (vulgo Mathesbauer)
Grundstücknummer: Peggau – KG Friesach (63003) .48

Letzte Renovierung: 1984

Erfassung: P. Clemens Brandtner 1980