Schmutzige Schokolade II
Der Film und die anschließende Diskussion hat für die Besucher viele Fragen aufgeworfen und auch viele bisherige Meinungen in Frage gestellt.
Dieser Film zeigt nur persönliche Erlebnisse und Eindrücke und bietet kaum Hintergrundinformationen. Es geht um Lügen und Selbstbelügen rund um den Kakaoanbau. Die Lügen betreffen sowohl das angebliche Abstellen der Mißstände, als auch die Vorstellung darüber, wie alternative, gerechtere Lösungen tatsächlich funktionieren. Die Diskussion danach war auch von diesem Stil geprägt und hat wohl viele der Besucher verwirrt, da keine Antworten gegeben wurden, sondern die Frage zurückgegeben wurde, was will ich und wie will ich diese Welt mitgestalten.
Dennoch sei eine Zusammenfassung gewagt.
Die Weltsituation beim Kakao
Kakao zu produzieren ist extrem aufwändig. Der Bedarf steigt. Die Produktionsbedingungen sind schlecht, da durch Zwischenhändler und Spekulation an der Börse der Verkaufserlös gering ist. Die Kakaobauern setzen daher nach wie vor Kinder ein und es gibt noch immer Kindersklaven. Es droht eine Landflucht der Kakaobauern und Einbruch der Produktion. Die Zwischenhändler verkaufen an große Exportfirmen. Der Kakao wird an der Rohstoffbörse gehandelt und wird erst dort von den Schokoladenproduzenten gekauft.
Die Kritik der letzten Jahre und diese Tatsachen bewirken etliche Veränderungen. Selbstkontrolle der Busfahrer bei grenzübergreifenden Fahrten, Systeme zur Nachverfolgung von Kakao aus „kindersklavenfreien“ Anbau, Schulen für Kinder, … . Der Erfolg lässt noch zu wünschen übrig, da sich Altes nicht von einem Tag auf den anderen verändern lässt, die politische Situation schwierig ist, Infrastrukturen erst aufgebaut werden müssen.
Kakao bei FairTrade
Probleme die man bei FairTrade auch kennt und wo manche Konsumenten gerne wegschauen, dass es diese dort auch gibt und wo FairTrade-Gegner durchaus erfolgreich gegen FairTrade Stimmung machen. Was FairTrade aber tatsächlich anders macht, ist dass der problematische Zwischenhandel und die Spekulation ausgeschlossen und die Bezahlung fair ist, womit die Gefahr ausbeuterischer Kinderarbeit wesentlich vermindert. Dazu kommt ein Kontrollsystem, das wie jede Kontrolle immer Mängel haben kann, aber das Risiko auch mindert. Bei FairTrade wird der Produzent als Partner gesehen und es wird darauf geachtet, was er braucht und was die Gemeinschaft in der er lebt braucht. FairTrade-Kakaobauern neigen daher nicht zur Landflucht, können von ihrer Arbeit leben, ihre Kinder gehen zur Schule, liefern daher oft höhere Qualität, sehr oft sogar Bio.
Zusammenfassend:
Der Großteil der jetzigen Kakao- und Schokoladeproduktion ist auf Grund des Wirtschaftssystems, an das sie gebunden ist, zum Scheitern verurteilt. Als vermutliche erste Sparte der globalen Landwirtschaft drohen massive Ausfälle bei Anbau.
FairTrade zeigt, wie es funktionieren kann und ist Vorreiter. Veränderungen laufen an.
Das eigene Konsumverhalten ist zu überdenken. Was will ich? Brauch ich und will ich Nahrungsmittel aus globaler Landwirtschaft? Wenn ja, gilt es aber jene Art des partnerschaftlichen Wirtschaftens zu stärken, wie es bei FairTrade passiert.
Weiterinformieren, aktiv werden:
Was kann ich tun?
Mehr dazu wie FairTrade funktioniert im Bericht vom Vortrag von Oktober 2012
Fotos: Manuel Stocker, Hans Preitler